Leseprobe - Holla, die Waldfee, träumt vom Meer

Leseprobe - Holla, die Waldfee, träumt vom Meer

  1. Kapitel: Als Holla den Wald verließ

Holla, die Waldfee, lebt in einem kleinen Haus mitten im Wald. Natürlich. Wie gesagt, sie ist eine Waldfee. Und die leben natürlich im Wald. So muss sie nicht zur Arbeit pendeln. Also in den Wald. Sie tut, was Waldfeen im Wald tun: Sie sorgt dafür, dass alles glatt läuft. Das ist manchmal gar nicht so leicht. Denn im Wald kreucht und fleucht es überall, und das Kreuchen und Fleuchen will natürlich koordiniert werden. Holla ist so etwas wie Hausmeisterin im Wald. Sie passt auf, dass die Pilze nur in den vorgesehenen Bereichen wachsen, jeder Baum seine Wurzeln bei sich behält, das Moos auf den dafür vorgesehenen Bereichen wächst und die Vögel ihre Lieder in der richtigen Tonart singen. Holla ist praktisch dafür zuständig, dass der Wald ein Wald ist.
Holla mag den Wald. Meistens. Vor allem, wenn es Winter ist und das ewige Grün ihr nicht die Aussicht nimmt. Denn – wie gesagt – Holla wohnt im Wald. So ist sie in wenigen Minuten vom Frühstückstisch an der Waldlichtung oder unter den Buchen, dem prachtvollen Baumbestand in der Mitte des Mischwaldes. Und es ist immer ordentlich was los. Nicht nur koordiniert Holla im Herbst das Fallen des Laubs, sondern auch die Setzung der Baumkinder im Frühjahr. Wenn die kleinen Bäume in die Baumschule kommen, geht es schnell drunter und drüber. Die Bäumchen wachsen ja überall – da wird es schnell haarig (im übertragenen Sinne). Gerade Linien lernen sie leider erst in der zweiten Klasse. Aber der Lehrplan der Baumschule ist noch Hollas geringstes Problem und fällt zum Glück auch nur selten in ihren Zuständigkeitsbereich. Im Sekretariat der Baumschule macht sie nur in den Sommerferien mal die Urlaubsvertretung.
In den letzten Monaten hatte Holla alle Hände voll mit einer Moosrevolte zu tun: Ähnlich wie die jungen Bäume ist das neue Moos jung und übereifrig und wächst gerne mal rund um die Bäume herum, statt nur auf der nördlichen Seite, wo es hingehört. Und weil Moos viel kleiner ist als kleine Bäumchen, ist es deutlich schwieriger zu managen – die Sache war Holla fast über den Kopf gewachsen (sprichwörtlich natürlich).
Auch Verkehrsprobleme sind nicht selten; besonders unter den Buchen, der Lichtung mitten im Wald, dort rasen die Eichhörnchen regelmäßig mit einer erbeuteten Eichel, was haste, was kannste, durch das Unterholz, ohne Sinne, ohne Rücksicht auf Verluste. Wenigstens tauchen die entführten Eichelkinder spätestens im Frühjahr irgendwo wieder auf.
Letzte Woche Mittwoch haben die Eichhörner dann einen von Hollas Gartenzwergen geklaut und im Entenhäuschen auf der Enteninsel des kleinen Weihers versteckt. Ganze drei Tage hat sie gebraucht, um Emil, den charmanten Gartenzwerg mit der großen roten Mütze und den süßen Knopfaugen, wiederzufinden. Und es war purer Zufall, dass sie am Samstag nochmal raus zum Weiher gelaufen ist (richtig gelesen: gelaufen!)… Auch wenn ihr offizieller Titel „Waldfee" ist: Das mit dem Fliegen im Wald ist ja irre gefährlich; einerseits wegen der rasenden Eichhörnchen, andererseits wegen des tiefhängenden Tannengestrüpps, man hat praktisch ständig einen Ast im Gesicht… Das machen die Waldfeen schon seit… naja, ewig lange nicht mehr. Jedenfalls hatten die Enten sich über die Farbe der Entengrütze beschwert und weil die Forellen so aufgedreht waren. Beißende Forellen können ein echtes Problem sein. Besonders wenn man eine Ente ist. So war der Entenbestand vor einigen Jahren fast ganz verschwunden. Als Holla zum Weiher kam, sah sie sofort, dass die Enten recht hatten: Die Entengrütze hatte nicht den gewöhnlichen, birkengrünen Farbton, sondern einen fast senfgelben Ton und sah irgendwie ungesund aus. Wie sich herausstellte, war das, was da im See schwamm, dann auch gar keine Entengrütze: Tatsächlich hatte Herbert, der Braunbär, sich wieder beim Honig am Weiher-Bienenstock bedient, obwohl er genau weiß, dass er allergisch auf Honig reagiert. Die senfgelbe Entengrütze war also ein brechender Braunbär.
Als Holla das Malheur beseitigt hatte (immerhin roch es angenehm nach Honig), die Weiher-Bienen besänftigt, Herbert zurück in seine Höhle bugsiert, mit ein paar trockenen Tannenzapfen versorgt (das Einzige, woran er nach einem allergischen Anfall gern ein bisschen nagt) und die Forellen sowie die Enten beruhigt hatte, hat sie Emil auf der Enteninsel entdeckt. Auch eher ein Zufall, denn nicht nur war es dann schon irre spät und dunkel, auch fühlte Holla sich vom Honig noch etwas beduselt (Waldgeister vertragen Honig ebenfalls nicht so gut), wollte sie nur noch einen letzten Check mit der Taschenlampe machen, und da leuchtete plötzlich Emils rote Mütze aus dem Entenhäuschen hervor, denn er hatte sich wohl zum Schlafen hingelegt. Aber weil Emil in der Entenhütte eigentlich ganz zufrieden aussah, hat sie ihn dort gelassen. Er zählt nun mehrmals am Tag die Entenbabys durch. Eine echte Erleichterung für Holla.Holla sorgt also dafür, dass das Naherholungsgebiet Wald für Besucher und Touristen erholsam ist und sie den Wald entspannt als unterhaltsame Show genießen können. Immerhin hält der Papierkram sich in Grenzen. Auch, weil es im Wald kein Papier gibt (was das erst für ein Chaos wäre…).Abends braucht Holla nur wenige Minuten von der Singvogelchorprobe im kleinen Kiefernhain zurück zu ihrem Häuschen. Sie ist froh, dass es nicht lange dauert. Denn in diesem Jahr hat die Kreativität der gemeinen Singvögel ebenfalls deutlich nachgelassen. Es ist sehr anstrengend, dem Geträller zuzuhören, und oft kommt sie mit einem Pfeifen in den Ohren nach Hause. Sie haben einen neuen Song einstudiert, in dem es um den Regen geht, allerdings haben sie dann diesen Refrain mit dem Regenschirm eingefügt. Dauernd wiederholen sie das Wort Regenschirm. Das fetzt richtig, sagen sie. Die Ohrwürmer halten sich allerdings noch in Grenzen.Naja, wenn sie ehrlich ist, etwas genervt vom Waldleben ist Holla schon. Besonders seit der Sache mit Emil. Er fehlt ihr im Vorgarten, wenn sie abends nach Hause kommt, denn jetzt muss sie ihre Geranien selbst gießen. Und Holla kann dieses Grün wirklich nicht mehr sehen. Stell dir vor, du schaust aus dem Küchenfenster und du siehst nichts als Buchen, grellgrün. Oder du schaust aus dem Panoramafenster im Wohnzimmer und du siehst nur dunkelgrüne Tannen. Und das Panorama aus dem Schlafzimmer: nichts als lindgrün zu sehen! Urgh. Hollas Lieblingsfarbe ist blau. Blau wie der Himmel, den sie zwischen den vielen, meist grünen Baumwipfeln nicht sehen kann. Blau wie das Meer, das sie wegen all der Bäume eben nicht sehen kann. Holla träumt vom Meer. Schon als sie ein kleines Waldgeistkind war. Von einem Haus am Meer, das direkt in den Dünen steht: Das Meer und der Strand, wo sie weit und breit keinen Baum sieht, sondern Dünen, Strand und das Meer. Vielleicht etwas Seegras, das aber nicht besonders hoch wird und ihr nicht die Aussicht versperrt. Und hin und wieder fliegt eine Möwe vorbei, aber meistens ist es ziemlich ruhig. Nur das sanfte Rauschen der schwappenden Wellen am Strand, leise, hinter den Dünen. Und das Rascheln des Seegrases, das sich in einer leichten Brise hin und her wiegt. „Ach, wär das schön!", träumt Holla. Nicht, dass sie jemals wirklich am Meer gewesen wäre, aber sie hat im Fernsehen schon viele Dokumentationen darüber gesehen und würde es so gerne endlich mit eigenen Augen sehen.Aber was hält sie eigentlich davon ab?

Holla denkt einen Moment darüber nach und ihr fällt partout kein Grund ein, warum sie nicht ans Meer ziehen sollte. 
Hier ist der Text mit der Markdown-Formatierung für Kursivschrift (\*\*):

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Als Holla das Malheur beseitigt hatte (immerhin roch es angenehm nach Honig), die Weiher-Bienen besänftigt, Herbert zurück in seine Höhle bugsiert, mit ein paar trockenen Tannenzapfen versorgt (das Einzige, woran er nach einem allergischen Anfall gern ein bisschen nagt) und die Forellen sowie die Enten beruhigt hatte, hat sie Emil auf der Enteninsel entdeckt. Auch eher ein Zufall, denn nicht nur war es dann schon irre spät und dunkel, auch fühlte Holla sich vom Honig noch etwas beduselt (Waldgeister vertragen Honig ebenfalls nicht so gut), wollte sie nur noch einen letzten Check mit der Taschenlampe machen, und da leuchtete plötzlich Emils rote Mütze aus dem Entenhäuschen hervor, denn er hatte sich wohl zum Schlafen hingelegt. Aber weil Emil in der Entenhütte eigentlich ganz zufrieden aussah, hat sie ihn dort gelassen. Er zählt nun mehrmals am Tag die Entenbabys durch. Eine echte Erleichterung für Holla.

Holla sorgt also dafür, dass das Naherholungsgebiet Wald für Besucher und Touristen erholsam ist und sie den Wald entspannt als unterhaltsame Show genießen können. Immerhin hält der Papierkram sich in Grenzen. Auch, weil es im Wald kein Papier gibt (was das erst für ein Chaos wäre…).

Abends braucht Holla nur wenige Minuten von der Singvogelchorprobe im kleinen Kiefernhain zurück zu ihrem Häuschen. Sie ist froh, dass es nicht lange dauert. Denn in diesem Jahr hat die Kreativität der gemeinen Singvögel ebenfalls deutlich nachgelassen. Es ist sehr anstrengend, dem Geträller zuzuhören, und oft kommt sie mit einem Pfeifen in den Ohren nach Hause. Sie haben einen neuen Song einstudiert, in dem es um den Regen geht, allerdings haben sie dann diesen Refrain mit dem Regenschirm eingefügt. Dauernd wiederholen sie das Wort Regenschirm. Das fetzt richtig, sagen sie. Die Ohrwürmer halten sich allerdings noch in Grenzen.

Naja, wenn sie ehrlich ist, etwas genervt vom Waldleben ist Holla schon. Besonders seit der Sache mit Emil. Er fehlt ihr im Vorgarten, wenn sie abends nach Hause kommt, denn jetzt muss sie ihre Geranien selbst gießen. Und Holla kann dieses Grün wirklich nicht mehr sehen. Stell dir vor, du schaust aus dem Küchenfenster und du siehst nichts als Buchen, grellgrün. Oder du schaust aus dem Panoramafenster im Wohnzimmer und du siehst nur dunkelgrüne Tannen. Und das Panorama aus dem Schlafzimmer: nichts als lindgrün zu sehen! Urgh. Hollas Lieblingsfarbe ist blau. Blau wie der Himmel, den sie zwischen den vielen, meist grünen Baumwipfeln nicht sehen kann. Blau wie das Meer, das sie wegen all der Bäume eben nicht sehen kann. Holla träumt vom Meer. Schon als sie ein kleines Waldgeistkind war. Von einem Haus am Meer, das direkt in den Dünen steht: Das Meer und der Strand, wo sie weit und breit keinen Baum sieht, sondern Dünen, Strand und das Meer. Vielleicht etwas Seegras, das aber nicht besonders hoch wird und ihr nicht die Aussicht versperrt. Und hin und wieder fliegt eine Möwe vorbei, aber meistens ist es ziemlich ruhig. Nur das sanfte Rauschen der schwappenden Wellen am Strand, leise, hinter den Dünen. Und das Rascheln des Seegrases, das sich in einer leichten Brise hin und her wiegt. „Ach, wär das schön!", träumt Holla. Nicht, dass sie jemals wirklich am Meer gewesen wäre, aber sie hat im Fernsehen schon viele Dokumentationen darüber gesehen und würde es so gerne endlich mit eigenen Augen sehen.

Aber was hält sie eigentlich davon ab?

Holla hat es sich überlegt: Sie wird ans Meer ziehen. Sofort. So schnell wie möglich! Also geht sie ins Arbeitszimmer und fährt ihren Computer hoch und verbindet sich mit dem *FastSpiderWeb-DSL*, das ist megaschnell. Sie tippt im *SuperschlauenKäferChat* ein: „Wie zieht man am besten ans Meer?" und bekommt sofort eine richtig gute Antwort. Diese Käfer wissen einfach alles! Es ist faszinierend. Aber ja auch logisch, denn schließlich holen sie sich Live-Ergebnisse aus passenden Lebenssituationen. Wenn ein kleiner Käfer sich erstmal irgendwo eingenistet hat, dann sammelt er Unmengen Daten. Jede Kleinigkeit, da kann man sicher sein, und die teilt er nur zu gerne im *SuperschlauenKäferChat*. Diese kleinen, superschlauen Käfer sind nämlich auch supergesprächig. Wie vom *SuperschlauenKäferChat* empfohlen, bestellt sie sich im *Waldundwiesen-Onlineshop* das Buch „Der Traum vom Meer" mit Lieferung am selben Tag durch den Bienendrohnenflugdienst *Beelivered!*. Schließlich empfiehlt der *SuperschlaueKäferChat* noch das *SonneSandundMehr-Immobilienportal*, hier gibt es aktuell leerstehende Häuser und Behausungen. Holla stellt die Filter ein: Ufernähe, direkten Zugang zum Meer, direkter Blick auf den Sonnenuntergang, Sand, Strand, Muschelsammeln. Sie scrollt durch die Ergebnisse und findet einen Leuchtturm, der zu vermieten ist. Bestens! Er ist rotgelb gestreift, und das Signallicht oben leuchtet weit in die Ferne. Zwar kein Haus in den Dünen, aber mit deutlich besserer Aussicht. Ein Traum! Bei der Ausschreibung steht eine Telefonnummer. Sie ruft die Nummer an und telefoniert eine Weile mit der diensthabenden Leuchtturmwärterkrabbe. Die Krabbe erklärt ihr, dass der Leuchtturm nicht länger als Leuchtturm dienen soll, denn er wird nicht mehr gebraucht. Heutzutage sind ja alle Schiffe mit dem modernsten Sonar ausgestattet, und es ist schon ewig kein Schiff mehr auf Grund gelaufen. Daher ginge sie nun in Rente, und man überlege, wie man den alten Leuchtturm weiterverwenden soll. Sehr interessant, findet Holla.

Weil Holla sowieso gerade am Computer sitzt, tippt sie eine Mail an die Wald-und-Wies'n-FEEn-Gewerkschaft und kündigt ihre Mitgliedschaft. Das geht inzwischen zum Glück monatlich und online. Als sie sich damals für den Berufszweig der Waldfeen entschieden hat, war sie voller Elan und guter Hoffnungen. So hat der Begriff „Fee" sie Anderes erwarten lassen. Wer auch immer den Artikel in der Berufsdatenbank der *Zauberhafte-Geschöpfe-Beschäftigungs-und-Passions-Agentur* geschrieben hat, hat hier deutlich über die Realität hinaus zusammengedichtet. Schon damals waren die Berufsgruppen im Wald sichtlich unterbesetzt, und es schien den Wald-und-Wies'n-FEEn-Gewerkschaftlern am Sinnvollsten, die ganze Situation hemmungslos zu beschönigen. Wie gesagt, kein Fliegen zwischen den Bäumen und Zauberei sowieso nicht. Das sei komplett verantwortungslos aufgrund der aerodynamischen Auswirkungen von Zauberschall auf die Beblätterung der Bäume und der im Wald lebenden Tiere. Dazu haben die Gewerkschaftlichen ein komplettes Rebranding vorgenommen: aus Walderhaltungs-Koordinatorin wurde „Wald-Flora-Ecosystem-Erhaltungs"-Manager, kurz „WaldFEE". Klingt viel besser und umfasst, bei nicht allzu guter Bezahlung, das komplette Wald-Management. Und dann noch die Überstunden… Heute spricht keiner mehr vom Fliegen und Zaubern. Also ist es Zeit, sich beruflich zu verändern.

Schließlich mailt sie ihre Kündigung noch an ihre Bosse und klappt den Computer energisch zu. Das war's! Naja, fast.

Holla holt ihre alte *Donnerwetter-Blitzlicht-Digitalkamera* aus dem kleinen Schränkchen und macht eine Runde durch ihr kleines Haus, um superschnell hochauflösende Bilder von Allem zu machen. Als sie fertig ist, lädt sie alle Bilder auf dem *Ewiggrün-Haus-und-Höhlen-Immobilienportal* hoch und erstellt eine kleine Anzeige für ihr Waldhäuschen.

Dann geht Holla packen. Was braucht man wohl am Meer? Wieder tippt sie die Frage in den *SuperschlauenKäferChat* auf ihrem Handy ein, und die Käfer spucken fast im selben Moment eine komplette Liste aus: Gummistiefel, Regencape, Windjacke und einen Badeanzug, Sonnencreme, Flip-Flops, Taucherbrille, Flossen, Schnorchel… und Socken. Socken vergessen Menschen ja fast immer, das ist bei Waldgeistern natürlich nicht anders. Sie wirft alles in den Koffer und ruft ein *RasendesEichhörnchenTaxxxi*.

Sie setzt sich ihren großen Sonnenhut und die Sonnenbrille auf, greift nach dem Koffer und wartet vor dem Haus auf das *RasendeEichhörnchenTaxxxi*. In dem Moment kommt ein leises Summen immer näher, wird lauter und lauter: Die Bienen von *Beelivered!* setzen zur Lieferung an. Es ist das Buch, das sie heute morgen im *WaldundWiesen-Onlineshop* bestellt hat: „Der Traum vom Meer". Super Timing! Die Bienen haben es einfach drauf. In den letzten paar hundert Jahren, in denen Holla für die Ausbildung zuständig war, haben sich besonders die Waldbienen technologisch äußerst positiv entwickelt und konnten die Amazonas-Bienendrohnen im Wald- und Wiesensektor erfolgreich ausbooten. Im Moment sind sie sicherlich der beste Anbieter auf dem europäischen Waldmarkt für Lieferungen. Zufrieden steckt sie das Buch in ihre Umhängetasche.

In dem Moment kommt das *RasendeEichhörnchenTaxxxi* um die Ecke gebraust. Es hält abrupt vor dem rot gestrichenen Gartentor von Hollas Haus, und ein Eichhörnchen klettert aus dem offenen Dachfenster: „Hi,ichbindasEichhörnchenErich,undichwerdedichheutefahren!", das Eichhörnchen Erich spricht so irre schnell wie es fährt. Sie begrüßt Erich mit einem unsicheren Kopfnicken, und er hilft ihr, den Koffer im Kofferraum einzuladen. „Wosoll'sdennhingehen?", fragt das Eichhörnchen Erich. „Ich möchte gern ans Meer…", weiter kommt Holla nicht, als Erich ihr schon wahnsinnig schnell das Wort abschneidet: „KeinProblem", sagt Erich, „IchkenndenschnellstenWeg." Sie steigen in das *RasendeEichhörnchen-Taxxxi*, und Holla schafft es kaum, die Tür zu schließen, als das Eichhörnchen schon aufs Gas tritt und sie losrasen. Zuerst müssen sie über die lange gewundene Straße aus dem Wald hinaus fahren. Sie kommen an unendlich vielen Bäumen vorbei, Holla wird etwas schlecht bei so viel Grün, oder ist es, weil Erich so rast? Sie holt ihr Buch aus der Tasche und versucht, etwas zu lesen, denn schließlich will sie auf dieses Abenteuer gut vorbereitet sein.

Schließlich kommen sie an den Waldrand, von nun an geht die Straße fast schnurgerade aus. Und da drückt Erich richtig auf die Tube. Holla ist vom Lesen allerdings richtig schlecht geworden, sie klappt das Buch zu und hält sich etwas verkrampft an ihm fest. „Es wird schon alles gut gehen", denkt sie. Sie schaut aus dem Fenster und sieht, wie die Landschaft am Fenster vorbeirast, verwischtes Grün.

„WaswillstdueigentlichamMeer?", fragt Erich. „Ach, weißt du. Ich ziehe ans Meer. Vermutlich für immer", sagt Holla, „denn ich hab den Wald satt. Er ist so grün und chaotisch, und die Vögel singen so laut. Es ist furchtbar! Aber am Meer ist es ruhig, und die Wellen schwappen ganz leise auf den Sand. Und nur hin und wieder kommt eine Möwe vorbei. Es ist viel entspannter als im Wald!" schwärmt Holla. „Soso", sagt Erich, dabei zieht er die Os ganz lang. So langsam hat er noch nicht gesprochen, seit sie sich vor zehn Minuten kennengelernt haben.

Endlich sind sie da! Holla steigt aus, ihr ist etwas schwummrig von der wahnwitzig schnellen Fahrt. Eigentlich würde sie gerne mal kurz hinter einer Düne verschwinden, doch der Wind und der algige Geruch lenken sie ab. Der Wind fegt ihr fast den Hut vom Kopf, als das Eichhörnchen ihr den Koffer übergibt und ihr zum Abschied alles Gute wünscht. Und schon hat sie Sand in den Schuhen – wie wunderbar!

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