Von der Idee bis zum fertigen Buch.
Mein erstes veröffentlichtes Buch ist "Holla, die Waldfee, träumt vom Meer". Es ist nicht das erste, das ich bisher geschrieben habe, aber das erste, das wirklich fertig geworden ist und nun gedruckt und verfügbar ist. "Holla" war eine Wette mit einer Freundin.
Es ist März 2023 und ich telefoniere mit meiner vermutlich engsten Freundin I. - wie das mit guten Freunden so ist, man kann sie einfach anrufen, meistens Mittwochabends, und es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass sie auch Zeit für dich hat, denn eigentlich wollte sie dich auch anrufen. Es ist unsere Gewohnheit geworden, uns mindestens einmal die Woche zu hören. Manchmal öfter. Und wie das so ist, beginnt ein solches Gespräch nicht mit "Hallo, wie geht's dir - wir haben uns aber lange nicht gehört". Wir fallen direkt ins Gespräch, so als hätten wir schon mindestens zwei Stunden miteinander telefoniert. Oder eben erst aufgelegt, oder uns vor einer halben Stunde noch gesehen.
Gespräche mit I. beginne ich seit einer Weile mit "Ha!", wie "Ha! Erwischt, du..." (Ich weiß auch nicht mehr wo das herkam, jedenfalls hat es sich etabliert. Und sie kennt es. An diesem Tag, im März 2023, antwortet sie auf mein "Ha!" mit "Holla, die Waldfee!" - ich bin verwirrt, und frage sie "Was soll das? Wo kommt das denn her?". Sie freut sich darüber, mich überrascht zu haben, aber einen Grund hatte sie nicht. Es kam einfach so. Während wir darüber lachen, sagt sie noch: "Du solltest mal ein Buch über "Holla, die Waldfee, schreiben.... Ach, machste eh nicht." Die Idee im Keim erstickt. Nicht mit mir. Für mich war der Satz das "En Garde!" und raus mit dem Säbel! Sätze wie dieser entfachen bei mir den Ehrgeiz: Jetzt erst recht. Ich liebe es, unterschätzt zu werden. Story of my life. Und so war der Entschluss gefasst.
Am nächsten Morgen saß ich in der U-Bahn und konnte es kaum erwarten, loszulegen. Ich machte meine Notizen App auf und begann zu schreiben. Bei dem Thema "Wald" - und hier musste die Geschichte zwangsläufig platziert werden > Waldfee - fiel mir spontan die alte Kinderserie "Als die Tiere den Wald verließen" ein, und so war auch klar, dass Holla, ganz bestimmt nicht im Wald bleiben würde. Doch wo würde sie wohl hingehen? Und warum?
Es war gerade zu Beginn von KI - ChatGPT - und ich dachte, warum nicht ein Bild mit ebenjener generieren? Gesagt, getan, nach wenigen Stunden hatte ich ein - wie ich fand - super schönes Cover-Bild generiert. Es schien einfacher als gedacht und so machte ich mich dann an den Schreibprozess. Das Bild ist übrigens auch heute noch auf dem Cover.
Ich tauchte selbst in die Geschichte ein, nicht wissend, wo diese hingehen sollte. Keinen Plan habend: ich schreibe einfach ein Buch über Holla, die Waldfee, das wird ja nicht so schwer sein. Irgendein Kinderbuch eben. Und so schrieb ich drauf los, jeden Morgen, meistens auch abends in der U-Bahn auf dem Weg nach Hause. Pro Tag gut 40-50 Minuten - je nachdem wie schnell die U-Bahn fuhr.
Und das Notizblatt in meiner Notiz-App wuchs. Dann gab es Überschriften... und der Text wuchs. Zunächst einmal war klar gewesen, dass Holla ans Meer ziehen würde. Vielleicht war das, weil das Meer der natürliche Gegenort zum Wald schien, oder weil meine Freundin I., der ich das kleine Büchlein zum Geburtstag schenken wollte, welcher Ende Juni anstand, auch ans Meer gezogen war. Holla hatte einen Job, als Waldgeist. Auch das war klar. Und mit dem war sie nicht so super happy. Sie entschließt, ans Meer zu ziehen, doch wo würde sie wohnen? Einem alten Leuchtturm natürlich!
Die Geschichte schrieb sich fast von selbst. Bis sie es nicht mehr tat. Das große Hindernis: Holla kann als Waldgeist nicht schwimmen, doch der Strand, der Ort, an dem Holla letztlich "strandet", ist unmittelbar mit dem Meer verbunden. Obwohl der Strand an sich ein spannender Ort ist, weil er so vollkommen unspannend - langweilig - scheint. Während das Meer voll ist mit Fischen, Pflanzen und allerlei anderen faszinierenden Geschöpfen. Und dort wollte ich eigentlich hin, doch es ging nicht. Es fühlte sich nicht richtig an. Dann kam der 28. Juni - I.s Geburtstag. Ich habe ihr in diesem Jahr die Geschichte nicht zum Geburtstag geschenkt. Der Tag war für mich von persönlichem Scheitern geprägt. Das passiert mir nicht oft. Aber ich wusste einfach nicht, wie die Geschichte weiter gehen sollte.
Wie sollte die Geschichte enden? Die Frage aller Fragen war noch nicht beantwortet und machte es entsprechend schwer, zu wissen, wo die (Hollas) Reise hingehen sollte. Schreibblockade. Yeah.
Im Oktober nahm mein Vollzeitjob mich wieder so sehr in Beschlag, als dass ich mein kleines Schreibprojekt darüber vergaß und so war plötzlich Januar 2024. Mit dem Januar kommen die guten Vorsätze und ich startete mit der lebensveränderten Lektüre von "Atomic Habits" (zu deutsch: "Die 1%-Methode") von James Clear. Das Buch war mein Gamechanger! Ich begann wieder, jeden Tag einen Satz zu schreiben. Die Blockade, von der mir gar nicht so klar war, dass ich sie immer noch mit mir herum trug, war weg. Ich schrieb wieder. Nicht viel. Nicht mit Druck. Und korrigierte alte Ideen.
Hier habe ich gelernt, wie wertvoll es sein kann, den Text einfach mal liegen zu lassen. Denn er arbeitet unterbewusst weiter, bahnt sich einen Weg. Im März habe ich dann ein Online Coaching gemacht, das mir noch mehr gegeben hat, als "Atomic Habits" - es hat mir Klarheit in meinem Leben gegeben. Plötzlich war mir so klar, dass ich Schreiben will. Schreiben MUSS.
Ich hab als Kind in der Schule jeden Tag Geschichten geschrieben, sobald die Buchstaben Wörter ergeben haben und ich diese zu Sätzen formen konnte. Ich hab es so geliebt. Ich habe die Geschichten sogar freiwillig vor der ganzen Klasse vorgelesen. Etwas, das ich mir so gar nicht vorstellen konnte, hasste ich doch inzwischen nicht nur Sprechen vor Menschen, sondern auch das Schreiben war mir unangenehm. Ich hielt mich nicht für eine gute Schriftstellerin. Deswegen studierte ich mit dem Ziel Literatur selbst im Verlag zu arbeiten. Ich hatte über die Jahre soviel gelesen, dass ich wusste, was gut war. Ich mochte es, Feedback zu geben. Und so machte ich nicht nur meinen Bachelor in "Deutscher Sprach- und Literaturwissenschaft" (und BWL), sondern auch meinen Master. Und ich liebte es. Der Geruch von alten Büchern ist für mich das Größte.
Schließlich war der 25. Juni 2024 und ich war fast fertig mit "Holla, die Waldfee, träumt vom Meer". Ich hatte neben dem Schreibprozess lange überlegt wie ich das Buch am Besten drucken konnte und hatte mich ausgiebig über Self-Publishing informiert (zu den Pros- und Kons dazu geht's hier), also war ich ready to go. Ich veröffentlichte "Holla, die Waldfee, träumt vom Meer" wenige Tage später und schickte 90% der Belegexemplare an engste Freunde und Familie und war überwältigt vom Feedback. Für mich war es der Beweis, wie gut es tut, das zu tun, was deine Seele braucht. Für mich ist es Schreiben!